49 Diese alte Ansichtskarte aus dem [ahr 1904 wurde vom Stettener Berg aufgenommen. Links ist ein Großteil des Judenviertels
Haag zu sehen mit der Zufahrt von der Salinenstraße ins Haag. Mittelpunkt im Haag war die Synagoge (ganz links ist das Dach
sichtbar). Ansonsten zeigt die Karte fast alle Sehenswürdigkeiten der Stadt Haigerloch ( von links): Römerturm, St. - Anna - Kirche,
Missionshaus, Schlosskirche und Schloss und das Rathaus.
SODas Getto Haag war den Juden in Haigerloch durch Fürst Karl Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen irn Iahre 1780 zuge-
wiesen worden. Alle Juden - ausgenommen diejenigen, die in der Stadt Häuser besaßen - sollten im Haag abgesondert von der christ-
lichen Bürgerschaft wohnen. Der Fürst stellte auch sein Haag-Schlösschen für zehn Juden-Familien zur Verfügung. Die Anzahl der
jüdischen Familien wurde damals auf zwanzig beschränkt.
51 Auf dieser Ansichtskarte geht die geschlossene Lage des Gettos im Haag besonders deutlich hervor. Unterhalb der Wohnhäuser
liegt der jüdische Friedhof (nicht auf dem Bild).
Um die niedrige Synagoge gruppieren sich zahlreiche, meist höhere Häuser als das
Gotteshaus. Das Haag ist auf diesem Bild bereits sehr schön eingewachsen, zahlreiche Obstbäume sind an der Salinenstraße nach St et-
ten bei Haigerloch - unten im Bild - erkennbar.
52 Die Eyach umfließt die gesamte Stadt Haigerloch. Das Foto um 1910 ist hinter dem Haag im Tal entstanden. Von den Häusern
der Stadt ist nicht viel zu sehen. Links oben erkennt man die Gebäude der Brauerei Maier neben dem Römerturm (heute Gasthaus
Römer) . Die meisten der weiteren Gebäude gehörten jüdischen Familien in Haigerloch. Das Krankenhaus (heute Altenheim) steht
hier noch nicht, wohl aber schon die Villa Eble (ganz links), die 1 92 6 in den Besitz der Ordensschwestern überging.
53 Von einer ähnlichen Stelle wie das vorige Bild wurde auch diese Ansichtskarte aufgenommen. Während vorher der ins Eyach-
tal abfallende Hang noch fast unbewachsen war, hatte sich in den weiteren [ahrzehnten viel getan. Der Verschönerungsverein, der
sich allenthalben um Aufforstungen kümmerte, nahm sich auch dieses Abhangs unterhalb des Stadtteils Haag an und pflanzte
zahlreiche Büsche und Bäume.
54 Das Judenviertel Haag ist auf dieser Haigerlocher Ansichtskarte aus dem [ahr 1911 gleich zweimal vertreten. Auf dem Bild unten
links sieht man - von unten her - die Synagoge mit angebautem jüdischem Badehaus. Auf dem Bild rechts unten verschwindet die Sy-
nagoge hinter schönen Kugelbäumen. Daneben sieht man zahlreiche jüdische Gebäude. Das Bild oben zeigt die typische Stadtan-
sicht vom Stettener Berg, wie sie hier mehrfach gezeigt wird.
JCaig"rlocit
55 Von der Haigerlocher Synagoge gibt es sehr wenige Fotos. Dieses Bild (um 1920) kam aus jüdischem Besitz in den Vereinigten
Staaten von Amerika nach Haigerloch zurück. Bis zum [ahre 1783 hatten die Haigerlocher Juden keine eigene Synagoge. Erst Fürst Karl
Friedrich van Hohenzollern-Sigmaringen genehmigte 1780 den Bau, der schließlich am 30. Mai 1783 eingeweiht werden
konnte. Zum Bau durften Steine vom benachbarten, abgebrochenen HaagSchlössle des Fürsten verwendet werden.
56 Auch diese Innenaufnahme ist aus den USA nach Haigerloch zurück gekehrt. Sie dürfte um 1930 entstanden sein. Am 21 . September 1930 wurde die Synagoge nach gründlicher Renovation wieder eingeweiht. Rabbinatsverweser Spier zündete das ewige Licht an, Gemeindevorstand Alfred Levi hieß unter den Gästen auch die Geistlichen der katholischen und evangelischen Gemeinden willkommen. Dann wurden die Thorarollen, enthaltend fünfBücher Moses, in feierlicher Weise in den Altar eingelegt.
57 Aus den dreißiger [ahren des 10. Jahrhunderts dürfte dieses Foto der Haigerlocher Synagoge stammen. Dieses Aussehen behielt die Synagoge bis zum 10. November 1938, als sie von Sulzer SA-Leuten im Innern zerstört wurde (Pogrom). Die Inbrandsetzung misslang. Die Synagoge wurde danach zu einer Turnhalle umgebaut, die aber während des Zweiten Weltkriegs nie ganz fertiggestellt wurde. Danach diente das Haus als Kino, Kaufhaus und Lager. Derzeit wird sie zu einer Gedenkstätte umgestaltet.
58 Unter der Brauerei Maier und dem Römerturm (oben) verläuft der 130m lange Tunnel der Hohenzollerischen Landesbahn, der überwiegend von italienischen Arbeitern - in den [ahren 1899-1900 durch den Felsen getrieben
wurde. Diese Eyachtalbahn, wie sie auch genannt wird, konnte dann 1901
zwischen Eyach und Stetten bei Haigerloch eröffnet werden. Die offizielle Eröffnungsfahrt fand am
17. Juni 1901 statt.
Die weiteren Verbindungsstrecken bis Sigmaringen ließen noch einige [ahre auf sich warten.